Athena {2022, Romain Gavras} Die erste halbe bis dreiviertel Stunde hat das Ding mächtig Druck auf dem Kessel. Inferno, Chaos, richtig gute Kameraarbeit, gute Musikunterlegung. Leider geht mit der Fokussierung auf die Charaktere ziemlich die Luft raus. Dass eine der Hauptpersonen dann mittendrin das Zeitliche segnet und der Fokus auf eine andere umschwenkt, bekommt dem Film überhaupt nicht, zumal die Entwicklung dieser Person sehr holprig und irgendwie beliebig ist. So richtig in Schwung kommt dann leider nix mehr, da die Geschichte unterm Strich einfach zu wenig hergibt. Aufgrund der starken Anfangssequenz bleibt der Film aber doch in einigermaßen akzeptabler Erinnerung. 6/10
Prey {2022, Dan Trachtenberg} Nun ja, ist schon eher Kindergeburtstag das Ding. Das ganze Setting lässt den typischen Predator-Bedrohungslevel vermissen. Der turnt halt überall rum und als Zuschauer weiß man genau, wo der sich immer bewegt. Zumal die Tarnung total bekloppt aussieht. So richtige Spannung kommt eigentlich nie auf. Am besten fand ich den Kampf Bruder gegen Predator. CGI-Einsatz oftmals eher unglücklich. Die Franzosentruppe nur Kanonenfutter, was man von Beginn an weiß. Trug auch nicht grade zur Spannung bei. Das Mädel war ganz in Ordnung, aber als Kampfamazone leider wenig glaubwürdig. Je länger man über das Gesehene nachdenkt, desto schlechter wirkt es. Nicht langweilig, aber selten packend und eher ärgerlich. 4,5/10
Miss Violence {2013, Alexandros Avranas} Verstörende Einblicke in die Abgründe einer griechischen Familie. Beginnt mit einem heftigen Magenschwinger, entwickelt sich dann langsam mit einem dauerhaften Unwohlgefühl, das man aber eher unterbewusst spürt und neugierig darauf ist, wie es sich dann im Film Bahn bricht. Und man bekommt vor allem zum Ende hin einiges geboten. Faszinierend unangenehmer Film mit toller Kameraarbeit, komplett ohne Score und mit guten Darstellern, deren Mimik und Gestik einige Hinweise geben. Heftiges Familiendrama für Fans des abseitigen Kinos. 8,5/10
Mona Lisa and the Blood Moon {2021, Ana Lily Amirpour} Längst vergessen in einer Psychiatrie im Sumpfland von Louisiana erwacht die junge Mona Lisa in einer Blutmondnacht aus einer jahrelangen Lethargie. Dank ihrer mysteriösen Fähigkeit, den Willen anderer Menschen kontrollieren zu können, entflieht sie der Anstalt und findet sich auf den Straßen New Orleans wieder. Dort begegnet sie der Stripperin Bonnie, die Mona Lisas Gabe erkennt und sie bei sich aufnimmt. https://youtu.be/GIeJUHV-rsI
So mag ich meine Indiefilme. Die Geschichte an sich ist nichts sonderlich Außergewöhnliches, aber der Erzählstil und vor allem die sympathischen Charaktere sind das Entscheidende. New Orleans ist ein toller Schauplatz in all seiner Buntheit, aber auch seinen Schattenseiten. Vieles spielt bei Nacht, das Spiel mit Licht und Farben spielt eine große Rolle. Dazu gibt's ziemlich coole Musik, die dem ein oder anderen hier sicherlich gefallen sollte. Und irgendwie hat der Streifen einen richtig guten Fluss. 7,5/10
Im Westen nichts Neues {2022, Edward Berger} Hat schon ein wenig die typisch deutsche Sprödheit, was aber hier perfekt passt. Ziemlich düstere Geschichtskunde. Sinnlose Grabenkämpfe, Regen, Matsch und einfach pures Verderben. Wurde optisch hervorragend eingefangen. Kameraarbeit und Score ebenfalls sehr gut. Felix Kammerer als Hauptprotagonist extrem gut gewählt. Die ruhigen Szenen zwischendurch waren nötig. Das Ende ist mehr als beeindruckend inszeniert und geht absolut unter die Haut. Bin froh, den im Kino gesehen zu haben. 8,5/10
Code Name: Emperor {2022, Jorge Coira} Juan arbeitet für den Geheimdienst. Um sich Zugang zur Villa eines in den Waffenhandel verwickelten Paares zu verschaffen, wendet er sich an Wendy, das philippinische Hausmädchen, das in dem Haus wohnt, und baut eine Beziehung zu ihr auf, die immer komplexer wird. Gleichzeitig führt Juan andere "inoffizielle" Aufträge aus, um die Interessen der mächtigsten Eliten des Landes zu schützen. Diese haben es nun auf Ángel Gonzalez abgesehen, einen scheinbar unauffälligen Politiker, dessen schmutzige Wäsche er mit Hilfe von Marta, der Tochter eines bekannten Schauspielers, finden oder "erfinden" muss.
Luis Tosar als Geheimdienstler gibt wieder eine gute Figur ab, auch wenn er sich nicht verausgaben muss. Die Ambivalenz seiner Figur ist ein großer Pluspinkt. Film ist flott inszeniert und hat keine Hänger, vom Ablauf her läuft alles in den üblichen Bahnen. Allerdings gefiel mir das Ende sehr gut, was den Film noch mal anhebt. Sehr routiniert inszeniert mit einigen schönen Wendungen. Wer das Genre mag, wird gut unterhalten. 7/10
Barbarian {2022, Zach Cregger} Fängt ganz ordentlich an, wird aber recht bald sacköde und dämlich. Hauptdarstellerin bleibt blass, die anderen Charaktere sind eher nervig. Weder Kamera noch Score können punkten. Spannung kommt nur in Bruchteilen auf. Dazu gibt's 'ne Menge behämmerter Szenen. Was sollte das mit der Polizei oder mit dem schwarzen Obdachlosen oder dem Metoo-Kram zum Beispiel? Hab mich durchgequält. Die meisten Szenen komplett vorhersehbar. Finale ultralahm. 3,5/10
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