von bewitched240 am Mi, 24.05.2023, 23:08
Letzte Woche gab's das Ulrich-Seidl- Filmdoppel mit "Rimini" (Prime) und "Sparta" (Kino).
Rimini {2022}
Der abgehalfterte Schlagersänger Richie Bravo versucht im winterlichen Rimini mit Hotelauftritten vor jeweils wenigen Dutzend Rentnern, die mit dem Bus aus Österreich angekarrt werden, ein paar Kröten zu verdienen. Nebenher bumst er alte Ladys für Geld.
Schönes sieht man eigentlich nicht, vielmehr öde Wintertristesse. Die Hotels wirken wie aus der Zeit gefallen und alles hat einen schäbigen Beigeschmack. Man bedauert Richie einerseits, andererseits findet man ihn gleicherweise abstoßend. Ein Überlebenskünstler auf der Kante des Lebens. Ist definitiv sehenswert und prinzipiell für einen Seidl-Filme recht zugänglich gefilmt. Der recht trockene Humor funktioniert wieder gut und am Ende weiß man nicht so recht, wie man Richie Bravo einschätzen soll.
7,5/10
Sparta {2022}
Richies Bruder Ewald hat es beruflich nach Rumänien verschlagen. Dort hat er eine hübsche Freundin, an der er aber wenig Interesse vor allem sexueller Art hat. Vielmehr setzt er seine Energie ein für eine Judoschule, die er mitten auf dem Land eröffnet und die Dorfbuben kostenlos die Kunst des Kampfes lehrt. Prinzipiell ist Ewald kein unsympathischer Typ, seine Absichten sind aber offensichtlich sehr zweifelhaft. Der Zuschauer hat die ganze Zeit ein mehr als unangenehmes Gefühl und hofft das wahrscheinlich Unausweichliche sich vielleicht doch nicht manifestiert, sei es durch das Gewissen Ewalds oder durch äußere Einflüsse. Man wird schön langsam mitgeschleift beim Zusehen, ein Mischung aus Wut und Machtlosigkeit macht sich breit und das macht den Film wiederum sehr interessant. Da hat Seidl ein gutes Gespür für Inszenierung und Bilder.
8,5/10
Beide Filme sind durch den Vater der Brüder verknüpft, der in einem Seniorenheim mehr oder weniger dahinsiecht.