FILME •
JP • 9 SOULS | 9 SOULS
aka NINE SOULS
JAPAN 2003 | |
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WEITERE INFORMATIONEN | LAUFZEIT 120 Minuten | |
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FILMINHALT | Der junge Michiru Kaneko ist ein sogenannter Hikikomori. Als solches werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich in ihr Zimmer einschliessen, um sich vor der Aussenwelt zu schützen oder ihr zu entfliehen. Als es zwischen Michirus Bruder und seinem Vater erneut zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung kommt, tötet Michiru seinen Vater. Michiru wandert daraufhin für 13 Jahre ins Gefängnis, was keine grosse Umstellung für ihn bedeutet, aber sein Aufenthalt im Knast gestaltet sich als weit kürzer als erwartet. Unter seinen 9 Zellengenossen befindet sich ein Mann, der ständig eine Geschichte von einer Zeitkapsel in der Nähe einer Schule erzählt, die den Schlüssel zu einem Schatz enthält. Als die Wärter den verwirrten Häftling abführen, nutzen die restlichen 9 die Gunst der Stunde und ergreifen die Flucht. Unter den Flüchtlingen befinden sich ein Bombenleger, der Anführer einer Biker Gang, ein Ausbrecher-Meister, ein Porno-König und weitere illustere Gestalten. Als Oberhaupt der Gruppe kristallisiert sich schnell der lebenserfahrene Torakichi heraus, der seinen eigenen Sohn auf dem Gewissen hat. Jeder der 9 Schwerverbrecher hat draussen noch etwas zu erledigen, doch die vermeintliche Flucht in die Freiheit endet für die meisten von ihnen in einem Desaster... | |
FILMREZENSION VON ALEXANDER KOSCHNY | Nach Blue Spring folgt nun also 9 Souls, und wer Blue Spring kennt weiss, dass Regisseur Toshiaki Toyoda kein gewöhnlicher ist. Dabei hat 9 Souls mit den selben Problemen wie sein Vorgängerwerk zu kämpfen. Toyoda stellt eine große Gruppe an Charakteren in den Mittelpunkt, wohl eine zu grosse Gruppe, denn schnell geht die Übersicht verloren und einige der Figuren wirken in ihren kurzen Subplots sogar unnötig. Vielleicht hätte Toyoda seinen Cast hier auf 6 Seelen reduzieren sollen, das hätte wohl einiges, im positivem Sinn, vereinfacht. Ohnehin gestaltet es sich als gewagtes Unterfangen, ausgerechnet eine Gruppe von Schwerverbrechern in den Mittelpunkt eines Films zu rücken, die dann Empathie beim Zuschauer wecken sollen. Weitere Probleme tun sich auf, die Charakterzeichnung wirkt schludrig und oberflächlich, die Handlungsstränge teils willkürlich, die Story oftmals unausgegoren. Doch trotz all dieser offensichtlichen Mängel ist auch 9 Souls ein auf seine Art gelungener Film, da Toyodas Herangehensweise insgesamt eine andere ist, als es das Gross der Zuschauer gewohnt sein mag. 9 Souls beginnt überraschend humorvoll, was in einigen äußerst absurden Szenen gipfelt. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn gegen Ende des Films schlägt Toyoda wieder in all seiner nihilistischen Härte zu. So ist das letzte Drittel des Films ein brachialer Gewaltakt, Hoffnungslosigkeit gehüllt in eine brillante Ästhetik. Es sind die Kompositionen aus Bild, Text und Musik, die Toyodas Filme einzigartig machen, nicht die Charaktertiefe oder der Plot. Wenn sich die Voice-Over-Gedanken der Figuren perfekt einfügen in die Musik und sich über die ausdrucksstarken Bilder des Films legen, dann beginnt man zu begreifen, dass man sich gerade inmitten eines aussergewöhnlichen Filmerlebnisses befindet. Toyoda transportiert Gefühle und Emotionen auf eine andere Weise, dass er damit nicht jeden erreichen kann, ist insofern verständlich. Was bleibt ist ein Film mit vielen offensichtlichen Schwächen und vielen genialen Momenten. Die schauspielerischen Leistungen sind solide bis gut, vor allem Ryuhei Matsuda, Yoshio Harada und der kleinwüchsige Mame Yamada können hier punkten. Im Endeffekt tut man sich schwer, diesen Film objektiv zu bewerten, denn er zielt viel zu sehr auf die subjektive Wahrnehmung des Einzelnen ab. Viele werden ihn verteufeln, viele werden ihn vergöttern, und vielleicht macht das auch den eigentlichen Reiz aus, denn einfach konsumieren und vergessen kann man 9 Souls nur schwerlich. |  |

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USER-WERTUNGEN |
         
9,0/10 bei 2 Stimme(n)
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