Katastrophenfilme sind im koreanischen Kino nichts Neues. So überrollte eine Monsterwelle schon den Haeundae Beach in Busan, auch tödliche Pandemien und ein Vulkanausbruch suchten das Land zumindest auf Zelluloid schon einmal heim. "Concrete Utopia" spielt dabei die Erdbeben-Karte und zeigt dies zu Beginn in ziemlich beeindruckenden und drastischen Bildern. Beinahe fühlt man sich hier an die verdrehten Welten aus Nolans "Inception" erinnert, nur dass hier wirklich keiner mehr den Unterschied aus Oben und Unten kennt, wenn Häuser, Autos und vor allem Menschen mitgerissen und herumgeschleudert werden. Hat der Film von Eom Tae-Hwa also das Zeug für einen echten Hit unter den Katastrophenfilmen?!?
Auf der Plus-Seite von "Concrete Utopia" stehen so einige erinnerungswürdige Momente. Als die ungeliebten Neuankömmlinge mit dem Versprechen einer Wohnungsvergabe nach draussen gelockt werden, ist das schon ziemlich fies. Doch damit ist der Tiefpunkt menschlicher Niedertracht noch nicht erreicht und so fühlen sich manche Szenen später im Film noch unangenehmer an. Denn manch einem der Bewohner steigt die zugetragene Verantwortung zu Kopf und so zieht man bei der Verfolgung der Fremden ganz schnell Parallelen zu sehr düsteren Zeiten in der Geschichte. Neben einem Statement zur Ausgrenzung, kritisiert "Concrete Utopia" anfangs aber auch die Wohnungsnot in Seoul und auf welch drastische Weisen man dieser Herr werden will. Ein Aspekt, der später im Film nochmal wichtig wird und der am Anfang so ein bisschen verpufft.
Generell ist die Inszenierung von "Concrete Utopia" schon ziemlich stark und durchbricht auch einmal die vierte Wand - wendet sich somit an die Zuschauer*innen. Und auch wenn die kleineren Szenarien und Settings oft überzeugend gestaltet sind, stören dann in den großen Panoramen die teils mauen CGI-Effekte. Das reisst schon ziemlich raus und sieht auch einfach nach mieser Kulisse aus. Weiterhin hat der Film ein ziemliches Pacing-Problem und verliert im letzten Drittel einfach an Zugkraft. Meiner Meinung nach verbringt man da viel zu viel Zeit mit den Erkundungstouren in den Ruinen, könnte die eigentliche Geschichte wesentlich flotter und somit kurzweiliger abschliessen. Immerhin lässt "Concrete Utopia" die Zuschauer*innen erst einmal im Unklaren wo er sich überhaupt hin entwickelt und welche Geschichte man hier erzählen will.
In Sachen Cast kann man bei ?Concrete Utopia? nicht meckern, vor allem Hauptdarsteller Lee Byung-Hun - den man unter anderem aus "I Saw The Devil" und "A Bittersweet Life" kennen dürfte - sticht hier deutlich heraus. Alle anderen machen eine guten Job, verlieren sich aber fast ein bisschen in der Vielfalt der Charaktere.
Wer sich mit der Welt von "Concrete Utopia" übrigens noch etwas befassen möchte, der sollte sich die Netflix-Produktion "Badland Hunters" mal anschauen. Der Film mit Mae Dong-Seok in der Hauptrolle gilt nämlich als Nachfolger des hier besprochenen Werks, teilt sich aber mit "Concrete Utopia" nur das Setting und nicht die Figuren. |