FILME •
HK/CN • DRUG WAR | DRUG WAR •
HONG KONG/CHINA 2013 | |
CAST & CREW | REGIE |
Johnnie To | DARSTELLER | Louis Koo, Sun Honglei, Crystal Huang Yi, Lam Ka-Tung, Li Jing, Lam Suet, Lo Hoi-Pang, Cheung Siu-Fai. Michelle Ye, Guo Tao, Ng Ting-Yip | PRODUZENT | Johnnie To, Wai Ka-Fai | SCRIPT/BUCH | Wai Ka-Fai, Yau Nai-Hoi, Yu Xi, Ray Chan Wai-Ban | CHOREOGRAPHIE | Yee Tin-Hung | MUSIK | Xavier Jamaux | |
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WEITERE INFORMATIONEN | LAUFZEIT 107 Minuten | |
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FILMINHALT | Captain Zhang (Sun Honglei) ist ein verbissener Drogenfahnder der chinesischen Polizei, Choi (Louis Koo) ein schlitzohriger Drogenbaron aus Hongkong. Als Chois Drogenlabor explodiert, seine Frau und seine beiden Schwager dabei getötet werden und er nach einem Autounfall im Polizeiarrest landet, sieht er nur noch einen Ausweg: um der drohenden Todesstrafe zu entkommen möchte er Zhang seine Hintermänner ausliefern. Der leitet eine riskante, minutiös geplante Polizeiaktion ein, doch kann er Choi wirklich trauen? | |
FILMREZENSION VON MANUEL SAUER | Nach "Don't Go Breaking My Heart" und "Romancing In Thin Air" ist "Drug War" Johnnie Tos dritter Regieausflug in die Volksrepublik China, ein schier unerschöpflicher Markt an geneigtem Publikum und potenten Geldgebern. Doch statt sich, wie bei den beiden Vorgängern, auf die sichere Seite der von der Zensur gern gesehenen leichteren Unterhaltung zu schlagen, liefert er einen nüchtern erzählten Thriller im Drogenmilieu ab - angesichts der restriktiven Drogenpolitik der Kommunistischen Partei Chinas ein schwieriges Unterfangen. Doch Skeptiker können beruhigt sein: To umschifft gekonnt die meisten politischen Hürden, zeigt sich kreativ und unterhält sein Publikum mit den von ihm gewohnten Zutaten.
Schon die ersten Szenen sind To-Kino in Perfektion: ein Auto rast in ein Restaurant, zwei übermüdete Gestalten kratzen an einer Mautstation ihr letztes Kleingeld zusammen, ein defekter Kühler zwingt nervöse Drogenschmuggler zu einer riskanten Flucht zu Fuß über die Autobahn; die Farben sind matt, die Bilder kühl wie das Wetter, doch voller leiser Ironie. Die bricht dann auch im weiteren Verlauf immer wieder mit dem ernsten, dunklen Grundton, etwa wenn sich ein Drogendealer nach geglückter Verhandlung zum Selbstportrait aufstellt oder zwei Polizisten nach stundenlanger Beschattung erstmal pinkeln gehen. Es sind diese kleinen, fast beiläufigen Szenen, die den Thriller dann auch von üblicher Genrekost abheben und die Figuren menschlich erscheinen lassen.
Diese stehen und fallen mit ihren Darstellern und Johnnie To kann auf ein wirklich erstklassiges Ensemble zurückgreifen. Tos Quasi-Stammschauspieler Louis Koo brilliert als unberechenbarer Drogenbaron, bei dem man nie sicher ist, wann, wen und warum er falsch spielt; immer zwischen wimmerndem Weichling und kühlem Killer balancierend. Sun Honglei wirkt im ersten Moment als stoischer Polizist sehr distanziert, fast unbeteiligt, glänzt aber in den zahlreichen Rollen, die sein Charakter im weiteren Verlauf zu spielen genötigt ist, wodurch sein Charakter letztlich doch ziemlich überzeugend daherkommt. Unter den Nebendarstellern stechen besonders Guo Tao und Li Jing als stumme, martialische Drogenköche heraus. Daneben findet sich mit Chrystal Huang, Michelle Ye, Lo Hoi-Pang, Ng Ting-Yip, Eddie Cheung und dem immer wieder gern gesehenen Lam Suet bekanntes und bewährtes Milkyway-Personal wieder.
Weniger bekannt sind die Locations: vielspurige Autobahnen im Nebel der aufstrebenden Industrien Chinas, bunt beleuchtete Hotels am Stadtrand, rasende Hochgeschwindigkeitszüge. Der Rhythmus des Mikrokosmos Honkong trifft auf die monumentale Größe Chinas. Dies führt dazu, dass Tos Helden und Antihelden ständig in Bewegung sind, ein Gespräch auch gerne durch offene Autofenster während der Fahrt geführt werden oder ein Drogendeal an einer roten Ampel stattfindet. China ist groß und To macht das seinem Publikum bewusst.
Lediglich das Drehbuch der erfahrenen Autoren Wai Ka-Fai, Yau Nai-Hoi und Ray Chan, ergänzt durch den Chinesen Yu Xi, schwächelt ein wenig, offenbart es doch recht deutlich Zugeständnisse an die chinesischen Zensoren. Fast schon Plakativ wird Drogenhandel und ?konsum verteufelt, wird dargestellt, wie die chinesische Staatsmacht mit Drogendealern verfährt. Abgesehen davon findet es jedoch meist den richtigen Ton zwischen realitätsnahem, fast schon dokumentarischem Polizeifilm, spannendem Thriller und leiser Ironie.
Regisseur To indes zeigt sich als großer Inszenator, choreographiert ikonenhafte, nachhaltende Szenen, die gleichwohl Dynamik wie Ruhe ausstrahlen. Chois Flucht aus dem Krankenhaus ist ein mit leichter Hand inszeniertes Katz- und Mausspiel zwischen Behandlungsräumen, das Finale ein nicht enden wollendes Ballett aus Blei und Blut, schön und grausam zugleich, stellt es die Virtuosität Tos heraus und zeigt auf beeindruckende Weise warum er noch immer zu den besten und interessantesten Regisseuren Hongkongs, nein Asiens, zählt. | |
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USER-WERTUNGEN |
7.7/10 bei 3 Stimme(n)
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