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asianfilmweb • Filme • Lola (PH/FR 2009)
FILMEPH/FR • LOLA
LOLA

     PHILIPPINEN/FRANKREICH 2009

CAST & CREW
REGIE Brillante Mendoza
DARSTELLERAnita Linda, Rustica Carpio, Tanya Gomez, Jhong Hilario, Ketchup Eusebio, Benjie Filomeno, Bobby Jerome Go, Geraldine Villamil, Nico Nullan, Hope Matriano, Tim Yap, Earl Zanorio, Catherine Cornell, Jojit Lorenzo, Tess Antonio
PRODUZENTFerdinand Lapuz
SCRIPT/BUCHLinda Casimiro
MUSIKTeresa Barrozo

WEITERE INFORMATIONEN
LAUFZEIT
110 Minuten

FILMINHALT
Eine alte Dame (Anita Linda) mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht kämpft sich durch den strömenden Regen, der Wind zerrt an ihrem Regenschirm, an der anderen Hand hält sie ihren Enkel. In einer schäbigen, verdreckten Ecke bei einer Brücke versucht sie verzweifelt mit einem Streichholz eine Kerze anzuzünden. Nach mehreren Versuchen gelingt es ihr. Eine andere ältere Frau (Rustica Carpio) besucht ihren Enkel in der Untersuchungshaft, um ihm etwas zu essen zu bringen. Bald erfährt der Zuschauer, dass die eine Frau ihren Enkel durch einen Raubmord verloren hat, die andere ist die Grossmutter ("Lola" auf Tagalog, der Umgangssprache in den Philippinen) des Mordverdächtigen. Obwohl sie auf zwei Seiten des Konflikts um den Mordfall stehen, teilen die beiden Frauen den grossen Konflikt, der über und hinter allem anderen steht: Das Überleben im harten und ungeschönt gezeigten Alltag in den Slums von Manila. Beide Frauen, respektierte Oberhäupter ihrer Familien, mühen sich Geld aufzutreiben, die eine für das teure Begräbnis, die andere, um die Klägerin zu besänftigten - denn das einzige Ziel ist, den geliebten Enkel aus dem Gefängnis frei zu bekommen und der führt über eine gütliche Einigung mit der trauernden Grossmutter. Beide Frauen gehen dabei an Grenzen, an rechtliche, moralische, und an Grenzen der Würde. Doch durch das ohnehin entwürdigende Leben in den Slums daran gewöhnt, verfolgen sie ihre Ziele in einer stoischen Hartnäckigkeit. Am Ende werden sie sich einigen - und mit den Konsequenzen weiterleben müssen. So wie es auch vorher schon immer war.

FILMREZENSION VON DANIEL FRICK
Regisseur Brillante Mendoza gilt als Triebfeder einer "neuen Welle des philippinischen Kinos". Sein letztes Werk "Kinatay" gewann die goldene Palme von Cannes und auch "Lola" erhielt zahlreiche Filmpreise, u.a. auf Festivals in Dubai, Gran Canaria und Freiburg/Schweiz. Die Kritiker hingegen sind sich nicht immer einig. Eines kann man zumindest mit Sicherheit sagen: "Lola" ist ein aussergewöhnliches Werk, vor allem (aber nicht nur) formal. Es zeigt ohne Distanz (alleine schon aufgrund der oft wackeligen Handkamera, aber auch emotional) das Leben und den Alltag der beiden Namensgebenden Grossmütter. "Lola" kommentiert nicht, interpretiert nicht, er zeigt lediglich das Leben und den Alltag seiner Figuren in langen, manchmal quälend langen Einstellungen. Dadurch wirkt der Film über die meiste Zeit nicht wie ein Spiel- sondern wie ein Dokumentarfilm und erzeugt eine grosse emotionale Nähe. Wenn Lola Sepa im Gericht vor der defekten Toilette steht, wird die ganze Verzweiflung in ihrem Blick spürbar. Wenn Lola Puring mit Mitleidstour beim Strassenverkauf ihres Gemüses einen Mann um ein paar Pesos betrügt, wird die auswegslose Situation greifbar - der sich die alte Dame nichts desto trotz beinahe trotzig stellt. Und die kleinen Freuden der Menschen lösen beim empathischen Betrachter ein unangenehmes, beinahe beschämtes Gefühl aus: Als sich etliche grosse Fische in das überschwemmte Erdgeschoss des Hauses verirren und für eine unerwartetes Festmahl sorgen.

Vermutlich wird Mendoza mit der erwähnten Filmtechnik und -optik seinem offensichtlich sozialkritisch-aufklärenden Anspruch auch mehr gerecht als mit einer unterhaltsamen Hochglanzproduktion, die Originalschauplätze tun mit ihrer ungeschönten Authentizität ihr übriges. Mit einer tragischen, tristen, melancholischen Schönheit wird Mendozas Heimatstadt Manila gezeigt, eine Stadt, deren materielle, soziale und ökologische Probleme weltweit bekannt sind - aber weder wahrgenommen geschweige denn gelöst werden. Die Menschen müssen ihre Probleme selbst lösen - oder mit ihnen leben. Genau das zeigt "Lola" mit seinen beiden grandios agierenden und perfekt besetzten Darstellerinnen. Tief von Alters- und Sorgenfalten zerfurchte Gesichter, müde Augen und selten mal ein Lächeln - das dafür umso mehr Gewicht erhält. "Lola" ist aufgrund all dieser Faktoren ein wichtiger Beitrag des philippinischen Kinos in der internationalen Filmszene. Auch wenn ihm wohl leider weder kommerzieller Erfolg noch eine breite Öffentlichkeit beschieden sein wird. Denn dem leicht verdauliche und sorglos-unterhaltsame Häppchen gewohnte und wünschende Massenpublikum wird dieser schwerverdauliche 110-Minüter dann wohl doch zu schwer im Magen liegen. Aber wer sagt denn, dass sich ein guter und relevanter Film am Erfolg bei Publikum und Kritikern misst? Er misst sich auch an seiner Motivation, seiner gesellschaftlichen Bedeutung und seiner Authentizität. Und hier ist "Lola" ganz stark.



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