FILME •
JP • LOVE EXPOSURE | LOVE EXPOSURE •
JAPAN 2008 | |
CAST & CREW | REGIE |
Sion Sono | DARSTELLER | Takahiro Nishijama, Hikari Mitsushima, Sakura Ando, Makiko Watanabe, Atsuro Watabe, Yûko Genkaku, Itsuji Itao, Mitsuru Kuramoto, Shinji Miyadai, Nana Nagao, Mami Nakamura, Koji Ohguchi, Hiroyuki Onoue, Jai West | PRODUZENT | Yutaka Morohashi | SCRIPT/BUCH | Sion Sono | MUSIK | Tomohide Harada | |
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WEITERE INFORMATIONEN | LAUFZEIT 237 Minuten | |
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FILMINHALT | Der siebzehnjährige Yu (Takahiro Nishijama) hat es in seinem jungen Leben nicht leicht. Seine geliebte und tiefgläubige Mutter hat er früh verloren. Von seinem trauernden Vater, der durch den Verlust seiner Frau zum Entschluß kommt, katholischer Priester zu werden, kann er keine große Unterstützung bei den Wirrungen des Erwachsenwerdens erwarten. So wird er selbst zum frommen Christen und geht regelmäßig bei seinem Vater zur Beichte. Dort merkt er schon bald, daß er bei seinem distanzierten Vater am ehesten eine emotionale Reaktion provozieren kann, wenn er möglichst drastische Sünden beichtet. So wird Yu zum selbsternannten "Perversling", der schon bald die Kunst, Mädchen unter den Rock zu knipsen, perfektioniert. Da kommt jede Menge Martial-Arts inklusive Hilfsmitteln zum Einsatz - den Zuschauer freuts mit einem amüsierten Schmunzeln über so viel Mut zum Nonkonformismus in den Mundwinkeln. Nicht etwa aus Voyeurismus oder Lust geht Yu seiner neuen Leidenschaft nach und schart schon bald eine kleine Schar aus "treuen Jüngern" um sich, nein, sondern einzig um allein, um seinen Vater zu provozieren. Bei einem seiner Streifzüge lernt er die hübsche Yoko (Hikari Mitsushima) kennen, in die er sich unsterblich verliebt und entgegen seinen "Motiven" auch das erste Mal eine sexuelle Regung verspürt. Doch durch eine unglückliche Verkettung von Vorfällen wird Yu von der sadistischen Koike (Sakura Ando) erpresst und Yoko erscheint schnell unerreichbar. Mit an Perfektion grenzender Verschlagenheit spinnt die Sektenführerin der Zero-Kirche ein Netz aus Intrigen, um Yu nicht nur von Yoko, sondern auch seinem Vater und der Stiefmutter zu entfremden. Verzweifelt nimmt Yu nicht nur den Kampf gegen die Zero-Kirche auf, sondern auch gegen seine eigene Unsicherheit bei der Identitätsfindung. | |
FILMREZENSION VON DANIEL FRICK | In "Love Exposure" ist der Name Programm. Bei allen drastischen, komischen und traurigen Nebenschauplätzen in der Handlung zieht sich die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung wie ein roter Faden durch die Geschichte jedes einzelnen Charakters. Egal ob Yus trauernder Vater, dessen neue Lebensgefährtin, Yus Kumpels, Yoko oder die gestörte Koike: Jeder hat Verluste erlitten und sucht nach dem einem Gegenüber, an dem er sich orientieren, auf den er sich verlassen, an den er sich anlehnen kann. Die Art und Weise, wie "Love Exposure" dieses universelle Thema aufgreift, ist allerdings weit unkonventioneller, als es das immer wieder durchschimmernde Thema es vermuten lässt. Regisseur Sono lässt sich nicht nur fast 4 Stunden Zeit, um seine Geschichte und seine Charaktere von Grund auf detailliert zu porträtieren, sondern spielt munter mit Genres und Stilmitteln. Da amüsiert man sich im einen Moment noch über Yus schüchterne Grimassen und wird in der nächsten Szene von waschechtem Splatter überrumpelt. Der ganze Film sprudelt über vor Ideen und dem Brechen cineastischer Konventionen. Wer ist jemals zuvor auf die Idee gekommen, die Jagd des skurillen jugendlichen Kleeblatts nach "Höschen-Fotos" mit Kung-Fu-Einlagen zu spicken, Maurice Ravels "Bolero" laufen zu lassen und ganz nebenbei der Filmfigur "Sasori" noch eine Reminiszenz zu verschaffen? Und das verrückte daran ist: Es passt! Doch nicht nur formal ist "Love Exposure" unkonventionell und äusserst kreativ, auch die Handlung, die sich wie erwähnt viel Zeit nimmt (dabei allerdings nie langweilig wird) ist für jede Menge interessante Ideen und unerwartete Wendungen gut. Zu Beginn hat man sprichwörtlich keinen blassen Schimmer, wohin die Reise geht. Gemessen an der unkonventionellen Form und Inhalt ist das Ende der Geschichte dann allerdings überraschend vorhersehbar. Doch das ist beim kreativen Overkill des Marathon-Dramas ein nur kleiner Makel. Auch die immer wieder vorkommende Religionskritik ist nicht nur zum Selbstzweck eingesetzt, sondern dient dazu, die Dramaturgie voranzutreiben. Die Hauptdarsteller spielen ihre Rolle mit grosser Hingabe und Identifikationspotential. Egal welche Gefühle welcher Schauspieler gerade einfängt, immer ist dieses Geschehen so intensiv, wie man es sich nur vorstellen kann. Filme wie "Love Exposure" sind es, die dem japanischen Filmschaffen einen ganz besonderen Platz in meinem Herz sichern, weil es auf die Konventionen des Kino-Mainstreams pfeift und gerade dadurch zeigt, wie man die Liebe eben auch erzählen kann. Wenn es euch nicht unkonventionell genug sein kann, werdet ihr diesen Streifen lieben und euch keine der 237 Minuten langweilen! | |
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USER-WERTUNGEN |
8.8/10 bei 13 Stimme(n)
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