nanu, kein Kim-Ki-Duk-Fans hier? Obwohl doch sein schöner HWAL - DER BOGEN nun endlich in den deutschen Kinos angekommen ist.
Na gut, dann eröffne ich mal die Diskussion:
Geschichte einer Zweiwerdung
Kim Ki-Duk entwirft in »Hwal – Der Bogen« eine Antithese zu seinem Meisterwerk »Seom – Die Insel«
Nach dem Verschwinden Dass Kim Ki-Duks zwölfter Film einen mehr oder minder deutlichen Wendepunkt im Werk des Regisseurs markieren würde, war wohl unumgänglich. Zu fragil, zu traumverloren war das Ende von Kims jüngstem Film »Bin-Jip« gewesen, als dass es länger als einen Augenblick Bestand haben konnte. Wohin es nach dem Verstummen und Verschwinden noch gehen konnte, lautete also die Frage. Mit »Hwal – Der Bogen« beantwortet Kim diese Frage nun auf vielleicht gar nicht so überraschende Weise, indem er diesen als eine Art Fortführung und Antithese zu seinem Durchbruchsfilm »Seom – Die Insel« inszeniert.
Zweiwerdung »Seom – Die Insel« erzählte letztlich die Geschichte einer Einswerdung zweier einsamer, verletzter Individuen, die auf ein mythisches Schlussbild zuläuft: Am Ende steht die Weltwerdung. In einer solch abgeschiedenen, solipsistischen Welt trägt sich auch die Erzählung von »Hwal – Der Bogen« zu, die jene von »Seom – Die Insel«, der einmal gar offen zitiert wird, gewissermaßen umkehrt und rückgängig macht. »Hwal – Der Bogen« erzählt von einem alten Mann, der mit einem viel jüngeren Mädchen, welches er an dessen 17. Geburtstag zu ehelichen plant, auf einem Fischerboot inmitten eines Sees lebt, der für Protagonistin und Filmbild die engen Grenzen des Lebens- bzw. Entfaltungsraumes markiert. Dieses Mädchen, das der Alte – so legt der Film zumindest nahe – im jungen Kindesalter entführt hat und das seitdem besagtes Boot nicht verlassen hat, ist am Anfang des Films noch völlig fremdbestimmt und somit Bestandteil der weltkonstituierenden Zweiheit, die am Ende von »Seom – Die Insel« stand. »Hwal – Der Bogen« erzählt tatsächlich davon, wie sie mehr und mehr Individuum wird. Auslöser hierfür ist ein junger Fischer, der gegen Bezahlung auf dem Boot des alten Mannes, der so beider Lebensunterhalt bestreitet, zu Gast ist. An den für Kims Filme so typischen Double-bind-Strukturen droht die Zusammenführung der Liebenden letztlich zu scheitern, nur ein Opfer wird sie schließlich ermöglichen. Jede Veränderung ist in Kims Filmen mit Schmerz verbunden, das Leben selbst ist seine Ursache.
wie Lago schon gesagt hat:
Hwal Der Bogen wird am 23.3 von uns veröffentlicht.
Digipac im Schuber + Poster
Bild: 1,85:1 (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch + DD 2.0 Koreanisch
Untertitel: Deutsch (optional)
Extras: Making of, Kinotrailer
FSK: ab 12 Jahren
Südkorea 2005, Regie: KIM Ki-Duk, 85 Min.
Ein alter Mann und ein Mädchen leben alleine auf einem Boot. Seit der Fischer das Mädchen im Alter von sechs
Jahren bei sich aufnahm, hat sie das Boot nicht verlassen. Mittlerweile ist sie 16 und in drei Monaten soll die
Hochzeit der beiden sein. Die intimen Rituale, die sie schweigend begehen, werden jäh unterbrochen, als ein junger
Student, der das Boot besucht, das Interesse des Mädchens weckt. Ein Bogen, mit dem der Mann sonst Orakel
spielt, entwickelt sich zum Gegenstand sexueller Macht und bringt die Schicksalsgemeinschaft auf dem Boot
aus dem Gleichgewicht.
Der koreanische Regisseur KIM Ki-Duk (Frühling, Sommer, Herbst, Winter…und Frühling, SAMARIA, BIN
JIP, THE ISLE) erzählt in grausam-schönen Bildern eine archetypische Geschichte vom Erwachsenwerden,
die in ihren Bedeutungen so vielschichtig ist wie ein Bogen – stark und klangvoll, anmutig und tödlich
zugleich.
Habe die DVD gestern bekommen und eben angesehen. Wieder ein toller Film von Kim Ki-Duk, der mich sehr berührt hat. Eine ungewöhnliche Story, verpackt in wunderschönen Bildern, wie man sie von Kim Ki-Duk kennt. Allerdings fast ohne Gewaltdarstellungen, aber das muss auch nicht immer sein. Sicherlich hätte man hier auch wieder schockierende Szenen einbauen können, die einem den Schmerz der Hauptfiguren fast selber spüren lässt, aber irgendwann kommt man als Zuschauer auch an den Punkt an dem man abstumpft. Von daher, warum nicht auch mal etwas ruhiger angehen lassen. Denn man kann auch so eine wundervolle und zugleich traurige, packende Geschichte erzählen.
9/10